Zum Equal Pay Day / Tag der Entgeltgleichheit

Im März oder April findet der bundesweite Equal Pay Day statt. Das symbolische Datum trifft stets den Tag, bis zu dem Frauen ab dem 1. Januar eines Jahres arbeiten müssen, um auf den Verdienst zu kommen, den Männer bereits zum Ende des Vorjahres erzielt hatten.

Die Idee stammt ursprünglich aus den USA, wo ihn die amerikanischen Business and Professional Women bereits Mitte der Neunziger Jahre etablierten. Um auf die Lohnunterschiede von Frauen und Männern in Deutschland aufmerksam zu machen, hat der Business and Professional Women Germany e.V. (BPW) am 15. April 2008 den ersten Equal Pay Day/Tag der Entgeltgleichheit initiiert. Sie übernahmen damit zunächst das in Amerika festgelegte Datum für den Aktionstag. Am 20. März 2009 fand in Deutschland der zweite, am 26. März 2010 der dritte und am 25. März 2011 der vierte Equal Pay Day statt.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Equal Pay Day am 5. März 2024 mitteilte, lag der unbereinigte Gender Pay Gap im Berichtsjahr 2023 bei 18 Prozent. Das heißt, Frauen verdienten 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer.

Laut der US-Bürgerrechtsorganisation Aclu verdienen Frauen in den USA 78 Cent für jeden Dollar, den ein Mann verdient. Bei Schwarzen Frauen sind es sogar nur 64 Cent, bei Latinas 54 Cent (Frankfurter Rundschau vom 8. März 2024).

Wie Unterhändler der EU-Staaten und des EU-Parlaments am 15. Dezember 2022 mitteilten, müssen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern künftig regelmäßig Daten zum Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen veröffentlichen. Die Arbeitnehmer*innen und ihre Vertreter*innen sollen zudem das Recht bekommen, Informationen über das durchschnittliche Lohnniveau von Menschen, die die gleiche oder gleichwertige Arbeit verrichten, nach Geschlecht aufgeschlüsselt zu erhalten. Die Einigung geht auf einen Vorschlag der EU-Kommission zurück. Parlament und EU-Staaten müssen noch zustimmen, das gilt aber als Formsache. Frauen verdienen den Angaben nach in der EU im Schnitt 13 Prozent weniger als Männer.

Laut einer am 14. Dezember 2022 von Halil Sabanci, Professor für Management und Organisation an der Frankfurt School of Finance and Management, veröffentlichten, mit Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Ländern erstellten Analyse zu den Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen in 15 Industriestaaten verdienen Frauen in all diesen Ländern weniger als Männer (in Deutschland 24,1 Prozent). Die Studie basiert auf Zahlen von 2015.

Laut einer am 13. März 2020 veröffentlichten Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung verdienen Frauen im Verkauf, Vertrieb und in Banken bei gleicher Leistung und Berufserfahrung weiterhin deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Bis Frauen und Männern weltweit für die gleiche Arbeit gleich bezahlt werden, wird es noch 170 Jahre dauern, heißt es im Global Gender Gap Report 2016 des Weltwirtschaftsforums. Wenn sich an der momentanen Entwicklung nichts ändere, werde die wirtschaftliche Gleichstellung von Frau und Mann erst im Jahr 2186 erreicht. Es gebe eine „dramatische Rückwärtsentwicklung“ in diesem Bereich. Deutschland belegt im globalen Ranking zum sogenannten Gender Gap den 13. Platz. Dafür überprüft das Weltwirtschaftsforum regelmäßig, wie es in 144 Staaten um die Gleichstellung von Mann und Frau in den Bereichen Bildung, Gesundheit, wirtschaftliche Beteiligung und politische Mitwirkung bestellt ist.

Wie das Weltwirtschaftsforums (WEF) am 31. März 2021 mitteilte, hat die Corona-Pandemie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern um Jahrzehnte zurückgeworfen. Es dürfte noch 135,6 Jahre dauern, bis Frauen bei der Gleichbehandlung zu ihren männlichen Mitbürgern aufschließen. Im Dezember 2019 und damit vor Ausbruch der Corona-Pandemie war das WEF noch davon ausgegangen, dass sich der Gender Gap in 99,5 Jahren schließen könnte.

Männer bekommen nach wie vor deutlich mehr Rente als Frauen, doch die Kluft schrumpft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde. In Westdeutschland falle der sogenannte Gender Pension Gap fast doppelt so hoch aus wie im Osten: Der Studie zufolge erhielten westdeutsche Männer 2014 im Schnitt monatlich 994 Euro und damit 418 Euro oder 42 Prozent mehr aus der Gesetzlichen Rentenversicherung als weibliche Ruheständler. In den neuen Ländern, wo die Männer im Schnitt auf 1057 Euro kommen, betrug die Differenz 239 Euro oder 23 Prozent.

Weltweit leisten Frauen etwa 70 Prozent der Arbeit, verdienen aber nur zehn Prozent des Einkommens und besitzen nur ein Prozent des weltweiten Vermögens.

Details

Der Internationale Tag der Entgeltgleichheit (International Equal Pay Day) wird am 18. September begangen.


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